
24 Nov Bau einer Guitarlele: #3 Kopfplatte anschäften
Wie im letzten Beitrag angekündigt, wird diesmal die Kopfplatte angeschäftet. Das bedeutet, dass vom Halskantel die Kopfplatte in einem bestimmten Winkel abgetrennt und anschließend versetzt wieder angeleimt wird. Diese Methode ist mir persönlich bis jetzt am liebsten. Eine andere Möglichkeit wäre, das gesamte seitliche Profil des Halses aus einem Stück zu sägen. Dazu braucht man aber ein viel dickeres Ausgangsmaterial, welches sich natürlich auch im Preis niederschlägt. Außerdem wird bei dieser Methode mehr Holz verschwendet als bei der Version mit angeschäfteter Kopfplatte.
Kopfplatte anschäften
Als erstes muss der Schnitt angezeichnet werden. Meine Kopfplatte ist ca. 170 mm lang. Ich rechne immer mind. 20 mm Reserve ein, sollte beim Abtrennen der Schnitt schräg verlaufen. In dem Fall müsste man beim Glätten der Flächen mehr Material abnehmen und die Kopfplatte wird unter Umständen zu kurz – leider spreche ich da aus Erfahrung :)
Zuerst messe ich also ca. 190 mm von einem Ende des Brettes und markiere mithilfe eines Winkels die erste Linie. Ausgehend davon zeichne ich seitlich eine zweite Linie, die in einem Winkel von 15° verläuft. Auf dem Foto ist die Linie dargestellt. Die Unterseite auf dem Foto wird die spätere Oberseite der Kopfplatte. Sind diese Linien markiert, kann ich jetzt mittels Winkel die Schnittlinie rundherum anzeichnen.
Spätestens jetzt sieht man, ob man beim Abrichten genau genug gearbeitet hat. Denn wenn Alles im rechten Winkel zueinander ist, treffen sich alle Linien auf der anderen Seite wieder ;)
Jetzt kann die Kopfplatte abgesägt werden. Ich mach das immer mit einer Japansäge. Diese Sägen schneiden im Gegensatz zu europäischen Sägen auf Zug. Daher sind die Sägeblätter bei Japansägen meist dünner, richten sich beim Ziehen von selbst gerade und sind zudem schärfer als z.B. Fuchsschwänze der selben Preiskategorie. Mit etwas Geduld und Übung lässt sich dadurch ein sauberer Schnitt bewerkstelligen.
Nach dem Absägen wird der kürzer Teil (die Kopfplatte) mit doppelseitigem Klebeband auf den längeren Teil geklebt, so wie auf dem Foto. So können die Schnittflächen mit einem Einhandhobel abgerichtet werden. Ich zeichne mit einem Winkel einen Strich auf, genau an der Schnittkante. Zu diesem Strich arbeite ich mich schrittweise hin, bis die Kante 90° verläuft. Mit einem Lineal kontrolliere ich die Planheit der Flächen, sowohl in Längs- als auch in Querrichtung.
Sind alle Flächen plan und die Kanten im rechten Winkel, können die Hälften wieder auseinander genommen werden, mit einer Spachtel funktioniert das recht gut.
Die Stücke werden so wie auf dem Foto verleimt. Die Leimflächen verlaufen so bis unter das Griffbrett. Vor dem Verleimen mache ich immer einen Trockentest und schaue wie ich die Schraubzwingen am besten anbringe. Denn ist erst einmal der Leim aufgebracht, hat man nur ca. 10 Minuten Zeit bis dieser anfängt anzuziehen.
Der Leim wirkt zu Beginn wie ein Schmiermittel, durch das aufeinanderpressen der beiden Flächen würden sich diese also verschieben. Um das zu verhindern fixiere ich den Hals-Teil auf der Arbeitsfläche. Den Kopfplatten-Teil hindere ich durch einen „Stopp-Block“ am verrutschen (im Bild ganz rechts). Damit ich dem Hals nicht mit der Werkbank verleime, lege ich ein Stück Papier unter.
In dieser Position lasse ich den Leim für ca. 15 Minuten anziehen. Danach löse ich die Zwinge, den den Hals an der Werkbank fixiert (ganz hinten im Bild). Danach kann ich die anderen Zwingen und somit die Presskraft gleichmäßiger auf der Leimfläche verteilen.
Der Leim sollte jetzt noch für mindestens 2 Stunden trocknen. Ich lasse die Zwingen aber immer bis zum nächsten Tag drauf, schaden kann’s nicht.
Wenn der Leim getrocknet ist, kontrolliere ich wieder mit einem Lineal ob alle Flächen plan sind und korrigiere diese bei Bedarf nochmal mit dem Hobel.
Und damit wäre die Kopfplatte fertig angeschäftet. Im nächsten Beitrag werde ich den Halsklotz aus den Abschnitten des restlichen Halsbrettes, seid also gespannt.
Stay tuned, Rudie
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