
19 Jan Bau einer Guitarlele: #20 Steg herstellen und aufleimen
Die Brücken meiner Guitarlelen stelle ich aus dem selben Holz her, aus dem auch die Griffbretter sind. Also Zirikote und Ebenholz. Wie auch bei Konzertgitarren ist der Steg als „Knüpfsteg“ ausgeführt, es kommen also später Nylonsaiten auf die Guitarlele.
Normalerweise wird zwar der Steg erst NACH dem Lackieren/Ölen/Polieren der gesamten Gitarre aufgeleimt, ich habe mich trotz vielleicht nicht makellosem Oberflächenfinish anders entschieden. Da dies mein erstes selbst entworfenes akustisches Instrument ist, war ich mir einfach nicht sicher ob alles so funktioniert wie ich mir das vorgestellt habe. Deshalb wollte ich die Guitarlele im Prinzip vor dem Feinschliff fertig haben und die Funktion prüfen, denn evtl. Änderungen und Anpassungen sind dann weniger schlimm als bei einem fertig lackiertem Instrument :) Vor dem Verleimen des Steges habe ich die Wölbung der Decke auf die Unterseite des Steges geschliffen, damit dieser ohne Druck vollflächig aufliegt. Diese Verbindung ist sehr wichtig, da die Saiten eine hohe Zugkraft auf den Steg und dessen Verbindung zur Decke ausüben.
Steg herstellen und aufleimen
Das Ausgangsmaterial bringe ich auf die Abmessungen im Plan. Alle Flächen müssen im rechten Winkel zueinander und plan sein. Die Stege habe ich für den Anfang auf 9,5 mm Höhe gehobelt.
Jetzt werden die Mitte und die Flügel angezeichnet.
An die Markierungen spanne ich ein Holzstück und schneide die Brücke ca. 6 mm ein.
Mit einem Stemmeisen wird das überflüssige Material abgetragen. Der Feinschliff der Flügel erfolgt erst später.
Als nächstes zeichne ich den Schlitz für die Stegeinlage an. Bei mir ist diese 3 mm dick.
Auch diese Schnitte mache ich wieder mit einem Stopp-Block innerhalb der Markierungen, ca. 5 mm tief.
Der Schlitz wird mit einem dünnen Stemmeisen ausgestochen. Die Fläche am Boden des Schlitzes muss gerade bleiben.
Als nächstes schneide ich weitere Schlitze für den Knüpfsteg. Um die Kanten des Knüpfsteges zu verstärken bekommt dieser später eine Einlage aus Knochen.
Hier sieht man wie ich die Nuten für die Einlagen aus Knochen ausgearbeitet habe. Außerdem muss zwischen Knüpfsteg und Stegeinlage eine Rampe ausgearbeitet werden, da die Saiten ja später in einem Winkel zur Stegeinlage verlaufen.
Die Flügel der Stege feile ich nun rund. Die Kanten sollen dabei aber nicht zu einer Spitze gefeilt werden!
Die Enden laufen auch flach aus. Das habe ich ebenfalls mit der Feile gemacht.
Die Vorderkante des Steges schräge ich mit einem kleinen Hobel an und verrunde sie später mit Feile und Schleifpapier.
Das sind die Einlagen für den Knüpfsteg. Die Außenlage ist aus Knochen. Wegen der Optik lege ich noch einen Zierstreifen dazu.
Die Einlagen leime ich mit Titebond an und klemme sie fest. Nach 2 Stunden können die Einlagen eben geschliffen werden.
Die Löcher für die Saiten müssen genau angezeichnet und anschließend schräg durch den Knüpfsteg gebohrt werden. Dazu habe ich den Steg in einen Schraubstock gespannt und schräg gestellt. Der Steg wird jetzt noch bis Körnung 600 fein geschliffen.
Da die Decke im Bereich des Steges gewölbt ist, muss auch der Steg selbst an der Leimfläche gewölbt werden, damit eine volle Kontaktfläche entstehen kann. Ich klebe die Decke mit Abdeckband ab und markiere die ungefähre Position des Steges. Danach lege ich ein Stück grobes Schleifpapier auf und schleife die Unterseite des Steges.
Immer wieder streiche ich den Steg mit Kreide ein und schleife wieder etwas. Dort wo die Kreide weg ist muss noch mehr Material abgetragen werden, bis die Kreide überall verschwunden ist. Sobald auf der gesamten Fläche Schleifspuren zu sehen sind, mache ich mit der Feinanpassung weiter.
Ich klebe ein Stück Abklebeband an die Stegposition und reibe das Band mit Kreide ein. Darauf presse ich den Steg und bewege ihn ganz leicht hin und her. Jetzt kann man sehen welche Stellen die Decke bereits berühren und welche noch nicht. Das heißt die Stellen mit Kreide müssen noch abgeschliffen werden, bis die gesamte Fläche mit Kreide bedeckt ist.
Der Steg muss mittig zum Griffbrett ausgerichtet werden. Zur Mensur von 435 mm rechne ich noch 1,5 mm Kompensation dazu. Damit der Steg absolut parallel zu den Bünden verläuft, messe ich vom 12. Bund schräg bis zur vorderen Ecke des Steges. Der Abstand muss auf beiden Seiten gleich sein. Ich fixiere den Steg, indem ich durch den Schlitz für die Stegeinlage und die Decke bohre. Vor dem bohren muss man aber noch kontrollieren, dass man nicht in eine Leiste der Decke bohrt! Danach kann man den Steg mit kleinen Nägeln fixieren.
Zum Verleimen habe ich mir aus einem Stück Sperrholz eine Presszulage gebastelt. Durch die Schlitze positioniert sich die Zulage selbst an der richtigen Stelle, also genau unter dem Steg.
Zum Aufleimen verwende ich wieder Titebond. Man braucht außerdem noch Zwingen die durch das Schallloch passen und eine genügende Ausladung haben. Ich streiche die Unterseite des Steges mit Leim ein wische den Leim an den Kanten fast gänzlich weg, da sonst später zu viel Leim austreten würde (der lässt sich an dieser Stelle sehr schwer beseitigen). Danach wird der Steg mit den vorhandenen Nägeln auf der Decke positioniert. Ich messe vor dem Ansetzen der Zwingen nochmals alles nach. Mit beigelegter Presszulage kann der Steg jetzt fest gezwungen werden. Ich lasse den Leim für mindestens 2 Stunden trocknen.
Als nächstes widme ich dem Inlay an der Kopfplatte. Mehr dazu gibt’s im nächsten Beitrag,
Stay tuned, Rudie
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